August 24, 2007

Crash-course

Über Köln hing eine dunkle, finstere Masse Unheil. Auf der A4 von Westen kommend sieht man die Stadt gewöhnlich friedlich da unten liegen, irgendwo dahinten quert der Rhein das Bild und die 4 Stangen des neuen Stadions leuchten in den Himmel.
Gestern abend allerdings wurde es plötzlich dunkel. Ein Gewitter tobte sich aus über der Stadt und über der Autobahn.
Auf dem Ring ging es dann los. Die Schleusen brachen, der Himmel fiel uns auf den Kopf, Zeus forderte Tribut.
Es goss ziemlich heftig und die meisten von uns Autofahrern reagierten vernünftig, drosselten das Tempo auf 80-max und stellten die Scheibenwischer auf Höchststufe. Auf einer 6-spurigen Autobahn sollte da eigentlich nix schiefgehen.
Erschreckend viele drehten einfach durch, wie immer. Mit 120 Sachen und 50 Metern Sichtweite auf totalem Aquaplaning - yo, man, was für ein Kick, ihr Arschlöcher!
Ich tuckerte so vor mich hin, als sich zwei Spuren weiter links ein Schatten näherte, mit hoher Geschwindigkeit. Ich dachte noch: Wie bist Du denn drauf, Idiot?! - da verlangsamte sich die Zeit, bewegten wir uns alle in einem komplexen Gebilde mit einem Viertel des Üblichen.
Der dunkle Kombi zog in einem unnatürlichen Winkel rüber und bewegte sich gar nicht mehr, wie ein Auto sich normalerweise bewegen sollte. Quer zur Fahrbahn schleuderte der Wagen in meine Richtung, instinktiv hob ich den rechten Fuss vom Gas, bloss nicht bremsen jetzt!! - der Irre kreuzte meine Fahrbahn, inzwischen so Tempo 80 und ohne Grip, und drehte sich langsam um seine Achse.
Dann im rechten Winkel durch die Leitplanke, ich auf gleicher Höhe, er hubbelte durch einen Graben, ich drehte meinen Kopf um 105° nach rechts, um zu sehen, wie er sich ein-, zweimal überschlug und ruckelnd liegenblieb.
Der zweite Wagen hinter uns war ein LKW, der sofort deutlich langsamer wurde und hoffentlich anhielt.
Es war kein Unfall, der einen umbringt oder sogar nachhaltig beschädigt.
Nach ein paar Minuten sackte mir der Schreck in den Magen und mir wurde etwas heiss auf der kalten Stirn.
Manchmal fehlt nicht viel, und unser Leben ändert sich radikal.
Manchmal fährt der Schutzengel mit.
Manchmal zeigt das Leben seine hässliche Fratze.
cuZooN.

1 comment:

Anonymous said...

Wie wahr. Und traurig.